Alexander Graf
31. Januar 2024

Quiet Quitting: Wenn Mitarbeitende nur „Dienst nach Vorschrift” machen

In einer arbeitsintensiven Welt, in der Fachkräfte heiß begehrt sind und Unternehmen sich im „War for Talent“ befinden, hat sich ein neuer Trend aus den USA breitgemacht: das Quiet Quitting. Hinter diesem Begriff verbirgt sich mehr als nur eine stille Kündigung: Es handelt sich um ein Phänomen, das die Unzufriedenheit und Teilnahmslosigkeit von Mitarbeitenden in den Fokus rückt. Mehr dazu und wie Sie dagegen ankämpfen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Woher kommt das Phänomen des Quiet Quitting? 

Geprägt wurde der Begriff von Zaid Zeppelin auf der Social-Media-Plattform TikTok. In seiner Definition verdeutlicht er, dass es bei dem Phänomen nicht darum geht, den Job zu kündigen, sondern nicht mehr zu leisten als was im Arbeitsvertrag festgelegt ist. Arbeit soll nicht das alleinige Lebenszentrum sein, und der persönliche Wert eines Menschen sollte sich nicht ausschließlich über seine Produktivität definieren, so Zaid Zeppelin. 

Quiet Quitting kann mit dem deutschen Begriff „Dienst nach Vorschrift“ oder der inneren Kündigung verglichen, jedoch nicht gleichgesetzt werden. Im Unterschied dazu schätzen Quiet Quitter ihren Job grundsätzlich, zeigen jedoch eine klare Ablehnung gegenüber jeglichem zusätzlichen Engagement. Der Zustand einer inneren Kündigung liegt vor, wenn eine Person bereits mental zu einem anderen Arbeitgeber gewechselt ist und bisher nur aus Mangel an geeigneten Alternativen nicht gekündigt hat. Diese Haltung entwickelt sich, wenn Arbeitnehmende ihre allgemeine intrinsische Motivation und die Identifikation mit ihren Aufgaben sowie dem Arbeitgeber verlieren. 

Der Trend nimmt immer weiter zu mit dem Streben nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance und einer einfachen Vereinbarkeit von Familie und Arbeit. Eine Studie von Gallup zeigt, dass zwei Drittel der Arbeitnehmenden in Deutschland keine emotionale Bindung zu ihrer Arbeit verspüren. Ihr Engagement beschränkt sich auf die bloße Erfüllung ihrer Pflichten, ohne hinausgehendes Interesse an den Aufgaben der Stellenbeschreibung, innovativen Ideen oder zusätzlichem Einsatz zu zeigen.  
Experten warnen davor, den Trend des Quiet Quitting falsch zu verstehen. Es handelt sich nicht um ein Zeichen von Unmotiviertheit, sondern vielmehr darum, im eigenen Interesse Grenzen zu setzen, Prioritäten zu klären und Überlastungen zu vermeiden. 

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Das macht Angestellte unzufrieden 

Im Folgenden gehe ich auf Punkte ein, die Mitarbeitende unzufrieden machen können. So sind Sie in der Lage, geringe Motivation zu identifizieren und Gegenmaßnahmen zu treffen, um das Mitarbeiter-Engagement zu steigern.  

Überstunden

Mehrarbeit gehört in vielen deutschen Unternehmen zum Alltag: Laut statistischem Bundesamt haben im Jahr 2022 zwölf Prozent (etwa 4,5 Millionen Beschäftigte) der arbeitenden Bevölkerung Überstunden geleistet. Kein zukunftsträchtiges Konzept für die derzeitige Arbeitnehmergeneration, auch Generation Z genannt. Sie streben nicht mehr nach Überstunden, einer übermäßigen Verausgabung im Job oder einer vier Jahrzehnte langen Bindung an denselben Arbeitgeber. Die heutige Arbeitswelt befindet sich im Wandel, was unter anderem am Generationenwechsel (Gen Z) liegt. Überstunden und eine übermäßige Verausgabung sind schon lange kein akzeptables Konzept mehr für die derzeitige Arbeitnehmergeneration. Aktuell verschiebt sich der gesellschaftliche Fokus in Richtung Nachhaltigkeit und Achtsamkeit sowie dem Übernehmen von Verantwortung für das eigene Handeln. Ein Umdenken ist im Gange, das Zeit benötigt und verschiedene Bereiche einschließt, darunter gesunde Ernährung und bewusster Umgang mit dem eigenen Körper. All dies steht im Konflikt mit ungeplanten Nachtschichten im Büro. 

Unterschiedliche Wertvorstellungen 

Besonders der Generation Z ist das Privatleben und eine persönliche Weiterentwicklung wichtig. Die Prioritäten junger Leute liegen mehr auf diesen Aspekten, anstatt übermäßig viel zu arbeiten, um möglichst schnell befördert zu werden. Es herrscht insgesamt ein neues Bewusstsein über das persönliche Wohlbefinden. Wenn Unternehmen sich dem nicht anpassen und ihre Mitarbeiternden nicht bereit dazu sind, mehr als das absolute Minimum zu geben, dann wird es kaum langfristige Mitarbeiterbindungen geben. 

Entfremdung

Das Problem der Entfremdung von Mitarbeitenden untereinander als auch von den Firmenwerten ist besonders seit Beginn der Pandemie hervorgekommen. Die Flexibilität, von zu Hause aus zu arbeiten, bringt auf der einen Seite viele lukrative Vorteile und kann ein Grund sein, warum sich manche Talente für ein Unternehmen mit Home-Office-Angebot entscheiden.  

Andererseits besteht das Risiko, dass sich Mitarbeitende zu sehr daran gewöhnen und aufgrund der reduzierten Kontakte und gesunkenen Teamarbeit sich weniger als Teil des Unternehmens fühlen. Was für Unternehmen an dieser Stelle wichtig ist, ist das Stärken des Wir-Gefüges, trotz hybriden Arbeitens. Auch eine Schaffung von Anreizen einige Tage in der Woche im Büro im Team zusammen zu arbeiten kann zur Gesamtzufriedenheit beitragen. 

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Die innere Kündigung als Konsequenz?

Wenn Angestellte nur den Dienst nach Vorschrift machen, man spricht auch von gelebter Passivität, können langfristig bedeutende Defizite entstehen. Menschen akzeptieren Bedingungen in ihrem Job, denen sie nicht zustimmen, und bleiben nur wegen des Geldes. Zudem gibt es weniger Kollegen, die potenzielle Probleme ansprechen, eigenständig Vorschläge zur Verbesserung einbringen oder ihre Kollegen bei deren Aufgaben unterstützen. Nicht zuletzt erweisen sie ihren Vorgesetzten oder Kollegen keine berufsbezogenen Gefälligkeiten mehr. In vielen Unternehmen resultiert daraus ein wachsender Berg an unerledigten Aufgaben.  

Unter diesen Bedingungen wird kaum jemand langfristig arbeiten. Quiet Qiutting” stellt Unternehmen vor die Herausforderung, sich neben dem Fachkräftemangel und der Digitalisierung auch intensiv mit dem Thema Work-Life-Balance auseinanderzusetzen. Langfristiger Unternehmenserfolg basiert auf einer gegenseitigen Beziehung und geht über das einfache Tauschprinzip von Zeit gegen Geld hinaus. Die innere Kündigung kann eine Folge dessen sein. Dabei handelt es sich um den mentalen Abschluss eines Mitarbeitenden mit seinem Job. Dieser arbeitet auf Sparflamme” und lediglich der Schritt zur offiziellen Kündigung ist noch nicht vollzogen.

Was Unternehmen jetzt tun können 

Das Ziel ist es, positive Anreize für Mitarbeitende zu schaffen und ihnen genug Aufgaben zu geben, bei denen sie sich nicht ausgebeutet fühlen. Diese Anreize sind natürlich vor allem eine faire Bezahlung, aber auch mehr Flexibilität durch hybrides Arbeiten im Homeoffice.  

Oft unterschätzt, aber ein sehr wichtiger Faktor, ist die Wertschätzung im Beruf. Viele Angestellte reichen die Kündigung ein und wechseln ihren Job, da ihre Arbeit keine Wertschätzung erhält. Arbeitgeber sollten demnach unbedingt eine lebendige Feedbackkultur im Unternehmen einbauen.  

Weiterhin können Sie Mitarbeitende durch individuelle Gespräche unterstützen, in denen Personaler sich für die Interessen und Bedürfnisse interessieren. Dabei sollte klar sein, dass die Anliegen von Mitarbeitenden ernst genommen werden und sie Unterstützung erwarten können. Auch der Respekt vor der arbeitsfreien Zeit, wie zum Beispiel im Urlaub, sollte gegeben sein. 

Fazit

Insgesamt ist es wichtig, dass Unternehmen das Verständnis dafür aufbringen, dass die Bindung der Belegschaft längst nicht mehr allein vom Gehalt besteht. Ein Unternehmen muss heutzutage weitaus mehr bieten können: Wertschätzung und die

Förderung einer aktiven Mitgestaltung sorgt für ein positives Arbeitsklima, das Angestellten den inneren Antrieb für ihren Job gibt. Besonders die jüngere Generation fordert mehr von den Unternehmen und setzt Grenzen, anstatt das Privatleben für den Beruf zu opfern. 

Haben Sie Fragen zu Quiet Quitting oder Maßnahmen zur Stärkung des Mitarbeiter-Engagements? Dann kontaktieren Sie uns gerne! 

Alexander Graf

Alexander Graf

Als Bereichsleiter „IT für HR“ unterstütze ich Sie gerne in der Digitalisierung Ihrer HR-Prozesse. Dabei habe ich mich auf die strategische Anwendungs- und Prozessberatung im Personalmanagement mit Fokus auf HR/HCM und Cloud-Lösungen wie SuccessFactors spezialisiert.

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