EU AI Act 2026: Was HR im High-Risk-KI-Bereich jetzt wissen muss
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist in den meisten Unternehmen mittlerweile gängige Praxis. Auch im Personalwesen entscheidet sie über Einstellungen, Beförderungen und Kündigungen mit – denn sie ist ja schließlich objektiver als jeder Mensch, oder? Doch genau hier wird es kritisch. Der EU AI Act stuft den Einsatz von KI im Personalmanagement ab 2026 als Hochrisiko ein und verschärft die Regularien für die Nutzung im Recruiting. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Pflichten im Jahr 2026 auf Sie zukommen und was Sie bei der Nutzung von KI im Personalbereich beachten müssen.
Der EU AI Act in Kürze
Der EU AI Act ist die weltweit erste umfassende gesetzliche Regulierung von Künstlicher Intelligenz. Das Ziel besteht darin, Innovation zu ermöglichen, ohne Grundrechte, Sicherheit und Vertrauen zu gefährden. Herzstück des Gesetzes ist ein risikobasierter Ansatz. KI-Systeme werden danach bewertet, welches Schadenspotenzial sie für den Einzelnen und die Gesellschaft bergen.
Der EU AI Act unterscheidet dabei in vier Risikoklassen:
- Unannehmbares Risiko (z. B. Social Scoring): vollständig verboten
- Hohes Risiko (High Risk): streng reguliert
- Begrenztes Risiko: Transparenzpflichten
- Minimales Risiko: weitgehend unreguliert

EU AI Act für HR
Für das Personalwesen ist insbesondere die zweite Kategorie von Bedeutung. KI-Systeme, die Entscheidungen über Einstellung, Beförderung, Bewertung oder Kündigung von Mitarbeitenden unterstützen oder vorbereiten, gelten gemäß dem EU AI Act aus dem Jahr 2024 als High-Risk-Anwendungen. Die Begründung dahinter: Sie können die Grundrechte verletzen und Diskriminierung reproduzieren.
Unternehmen dürfen solche Systeme nur einsetzen, wenn sie definierte Anforderungen in Bezug auf Datenqualität, Dokumentation, Transparenz und menschliche Kontrolle erfüllen. Wichtig für Personalverantwortliche: Nicht nur die Entwicklung, sondern auch die Nutzung von High-Risk-KI ist reguliert. Unternehmen tragen somit eine aktive Mitverantwortung für Compliance.
Zwar gilt der EU AI Act bereits seit August 2024, doch erst nach Übergangsfristen werden die Pflichten für High-Risk-Systeme ab 2026 nun verbindlich wirksam.
Neue Compliance-Pflichten für HR ab 2026
Ab 2026 wird der Einsatz von High-Risk-KI im Personalwesen zur Compliance-Frage. Der EU AI Act verpflichtet Unternehmen zu klaren Governance-Strukturen, definierten Verantwortlichkeiten und einer kontinuierlichen Überwachung der eingesetzten KI-Systeme.
Zentrale Anforderungen betreffen die Datenqualität und die aktive Vermeidung von Diskriminierung. Unternehmen müssen nachvollziehbar dokumentieren, wie KI-Systeme funktionieren, welche Risiken bestehen und wie menschliche Eingriffe erfolgen. Gleichzeitig gilt eine Transparenzpflicht gegenüber Bewerbenden und Mitarbeitenden. Ab August 2026 ist eine Konformitätsbewertung durch zertifizierte Prüforganisationen und die Dokumentation von Nutzung und Risiken in Form regelmäßiger Berichte erforderlich. Die Nichteinhaltung steht ab August 2026 unter Strafe.
Entscheidend ist: KI darf Personalentscheidungen nicht autonom treffen. Eine wirksame menschliche Kontrolle ist und bleibt zwingend notwendig. Unternehmen, die diesen Verpflichtungen nicht nachkommen, riskieren ab 2026 nicht nur Sanktionen, sondern auch erheblichen Vertrauensverlust.
Die EU-Mitgliedstaaten sollen bei Verstößen Strafen verhängen, die wirksam, angemessen und abschreckend sind. Vorgesehen sind Geldbußen von bis zu sieben Prozent des weltweiten Jahresumsatzes oder bis zu 35 Millionen Euro. Für Start-ups und kleine sowie mittlere Unternehmen gilt jeweils der niedrigere Betrag, für große Unternehmen der höhere. Diese Sanktionen können ab dem 2. August 2027 voll angewendet werden.
So bereiten sich HR-Abteilungen auf den EU AI Act vor
Im Folgenden finden Sie einige Tipps, wie Sie und Ihr Unternehmen den anstehenden Veränderungen begegnen können.
- Frühzeitig starten: Den EU AI Act nicht aufschieben, sondern jetzt um die Konformitätsbewertung und die Dokumentation kümmern
- Bestandsaufnahme durchführen: Identifizieren, wo bereits KI im HR eingesetzt wird (z. B. Recruiting, Talentanalysen, Performancebewertungen)
- Risikoklassifizierung vornehmen: HR-Anwendungen systematisch bewerten – insbesondere entscheidungsnahe Systeme mit High-Risk-Potenzial
- Interdisziplinär zusammenarbeiten: Enge Abstimmung zwischen HR, IT, Datenschutz und Recht zu Zuständigkeiten, Prüfprozessen und Eskalationswegen
- AI-Governance etablieren: Klare Verantwortlichkeiten festlegen, Prozesse dokumentieren und gezielte Schulungen für HR-Mitarbeitende etablieren
- Strategisch investieren: Compliance sicherstellen und zugleich Vertrauen als verantwortungsvoller Arbeitgeber aufbauen
Mehr als Compliance: Die Chance für ein noch vertrauenswürdigeres HR
Der EU AI Act reguliert den Einsatz von KI im Personalwesen ab 2026 als Hochrisikobereich, insbesondere bei Recruiting- und Personalentscheidungen. Unternehmen müssen künftig strenge Anforderungen an Datenqualität, Transparenz, Dokumentation und menschliche Kontrolle erfüllen – und das nicht nur bei der Entwicklung, sondern auch bei der Nutzung von KI-Systemen.
Für Ihre Personalabteilung bedeutet dies einen Wandel vom möglicherweise noch experimentellen KI-Einsatz hin zu klarer Governance und überprüfbarer Compliance. Wer frühzeitig handelt, minimiert Risiken, die Gefahr von hohen Geldbußen und stärkt zugleich das Vertrauen als verantwortungsvoller Arbeitgeber.
Betrachten Sie die neuen Anforderungen daher als Chance, das Vertrauen Ihrer Mitarbeitenden und neuer Bewerber auszubauen. Ein transparenter und verantwortungsvoller Umgang mit KI in Ihrer Personalabteilung stärkt nicht nur die Compliance, sondern auch die Arbeitgebermarke. So wird der EU AI Act vom regulatorischen Pflichtprogramm zum strategischen Hebel für zukunftsfähige Personalarbeit.
FAQ
Was ist der EU AI Act und warum ist er für das Personalwesen wichtig?
Der EU AI Act ist die weltweit erste umfassende gesetzliche Regulierung von Künstlicher Intelligenz, die ab 2026 in Kraft tritt. Für das Personalwesen ist besonders die Kategorie „High Risk“ relevant, da KI-Systeme, die Personalentscheidungen (wie Einstellungen, Beförderungen oder Kündigungen) beeinflussen, strengen Regularien unterliegen, um Diskriminierung und Verletzungen von Grundrechten zu vermeiden.
Welche Pflichten müssen Unternehmen im Personalwesen ab 2026 erfüllen?
Ab 2026 müssen Unternehmen klare Governance-Strukturen etablieren, Verantwortung für KI-Systeme übernehmen und diese kontinuierlich überwachen. Es müssen Anforderungen an die Datenqualität, Dokumentation, Transparenz und menschliche Kontrolle erfüllt werden. Außerdem ist eine regelmäßige Konformitätsbewertung erforderlich, die von zertifizierten Prüforganisationen durchgeführt wird.
Welche Strafen drohen bei Verstößen gegen den EU AI Act?
Unternehmen, die gegen die Anforderungen des EU AI Acts verstoßen, riskieren hohe Geldbußen, die bis zu 7% des weltweiten Jahresumsatzes oder bis zu 35 Millionen Euro betragen können. Diese Sanktionen können ab 2027 vollständig durchgesetzt werden.
Wie können sich Unternehmen auf die Anforderungen des EU AI Acts vorbereiten?
Unternehmen sollten frühzeitig mit der Konformitätsbewertung und der Dokumentation der KI-Nutzung beginnen, eine Risikoklassifizierung der eingesetzten Systeme vornehmen und interdisziplinär mit HR, IT, Datenschutz und Recht zusammenarbeiten. Zudem sollten klare Verantwortlichkeiten definiert und gezielte Schulungen für HR-Mitarbeitende angeboten werden.
Wie kann der EU AI Act als Chance für das Personalwesen genutzt werden?
Durch die Einhaltung der neuen Vorschriften können Unternehmen das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden und Bewerbenden stärken und sich als verantwortungsvoller Arbeitgeber positionieren. Die regulatorischen Anforderungen bieten die Möglichkeit, die Governance von KI im Personalwesen zu verbessern und so eine transparente, faire und zukunftsfähige Personalarbeit zu fördern.







