
IT-Arbeitsmarkt im Wandel: Wie HR jetzt reagieren sollte

10 Prozent weniger ausgeschriebene IT-Stellen als im Vorjahr – Die Statistik von 2024 zeigt deutlich: Das ungebremste Wachstum im IT-Arbeitsmarkt in Deutschland ist vorbei. Der Bedarf an qualifizierten IT-Fachkräften bleibt zwar auf einem hohen Niveau, Anforderungen und Rahmenbedingungen verändern sich allerdings. Wie HR-Verantwortliche den Wandel meistern und ihr IT-Recruiting zukunftssicher aufstellen.
IT-Arbeitsmarkt im Wandel: Künstliche Intelligenz übernimmt Schlüsselrolle
2024 wurden rund 780.000 IT-Stellen in Deutschland ausgeschrieben. Trotz des deutlichen Rückgangs um 10 Prozent bleiben IT-Fachkräfte gefragt, besonders in der ITK-Branche, bei technischen Dienstleistern und in der Industrie. Gute Chancen haben vor allem Akademiker, aber auch Fachkräfte mit dualer Ausbildung.
Unternehmen stellen also nicht grundsätzlich weniger ein. Vielmehr reagieren sie auf die aktuelle wirtschaftliche Unsicherheit mit einer zurückhaltenderen Personalplanung. Recruiter müssen auch weiterhin aktiv neue IT-Talente finden. Herrscht also business as usual, nur mit angezogener Handbremse? Keineswegs.
Der technologische Fortschritt verändert den IT-Arbeitsmarkt grundlegend. Große Tech-Unternehmen wie IBM und Sophos setzen verstärkt auf Künstliche Intelligenz. Die Folge: Stellenprofile verändern sich, Teams werden umstrukturiert und manche Mitarbeitende entlassen. In einigen Fällen sind zwischen drei und sechs Prozent der Belegschaft betroffen. KI übernimmt immer mehr Aufgaben, die früher Menschen ausgeführt haben.
Nach der Corona-Pandemie sind zudem viele Unternehmen zur Präsenzpflicht zurückgekehrt. Bei IBM beispielsweise müssen Mitarbeiter in bestimmten Bereichen an mindestens drei Tagen pro Woche vor Ort sein. Wer das nicht akzeptiert, muss mit einer Trennung rechnen. Diese Maßnahmen zielen nicht nur auf eine höhere Produktivität und effizientere Zusammenarbeit ab, sie sind auch ein Weg, um Personal indirekt zu reduzieren, ohne offizielle Kündigungen auszusprechen.
Es ist unübersehbar: Der IT-Arbeitsmarkt verändert sich – technologisch, organisatorisch und kulturell. Personalverantwortliche müssen sich darauf einstellen.
4 Handlungsfelder für Personaler
Angesichts angespannter Budgets, volatiler Märkte und neuer Technologie sinkt der Fachkräftebedarf. Die Prioritäten in der HR-Abteilung verschieben sich: Neben effizientem Recruiting gehören vorausschauender, interner Kompetenzaufbau und Mitarbeiterbindung zu den zentralen Aufgaben. Sehen wir uns die vier aktuell wichtigsten Handlungsfelder an.
Strategische Personalplanung intensivieren
Technologische Innovationen, konjunkturelle Schwankungen und gesellschaftlicher Wandel verändern Märkte und Kundenbedürfnisse. Um auf Veränderungen schnell reagieren zu können, ist eine vorausschauende Personalplanung essenziell.
- Kompetenzbedarfe analysieren: Welche IT-Kompetenzen werden in den nächsten Jahren wohl benötigt?
- Engpässe identifizieren: In welchen Bereichen drohen Fachkräftemängel?
- Nachfolgeplanung betreiben: Welche Schlüsselpositionen müssen in naher Zukunft neu besetzt werden?
Durch eine systematische Analyse können Unternehmen frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um talentierte Fachkräfte bedarfsgenau zu gewinnen, in der Organisation zu halten und zu entwickeln.

Nachwuchsförderung und Talententwicklung stärken
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten investieren viele Unternehmen in die Aus- und Weiterbildung junger IT-Talente. 2024 wurden über 60.000 Ausbildungsplätze und fast 37.000 Stellen für Praktikanten und Werkstudierende ausgeschrieben (Quelle). Strategisch geplant, beugt die Nachwuchsförderung langfristig Fachkräftemangel vor und kann zu einer nachhaltigen Entlastung des Recruitings beitragen.
Was kann die Personalabteilung tun, um eine erfolgreiche Nachwuchsförderung zu unterstützen?
- Kooperationen mit Bildungseinrichtungen: Schließen Sie Partnerschaften mit innovationsorientierten Hochschulen und Berufsschulen.
- Mentoring-Programme: Stellen Sie Nachwuchskräften erfahrene Mitarbeiter als Mentoren zur Seite, um den Wissenstransfer zu beschleunigen und die Verbundenheit mit der Organisation zu fördern.
- Karrierepfade aufzeigen: Kommunizieren Sie transparent, welche Entwicklungsmöglichkeiten Berufseinsteiger im Unternehmen haben, um Motivation und Unternehmenstreue zu stärken.
Digitale Tools und KI im HR-Bereich nutzen
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im HR-Bereich wird in Zukunft eine Selbstverständlichkeit sein. Zu groß ist das Potenzial für Effizienzsteigerungen und bessere datenbasierte Entscheidungen.
Die Einsatzmöglichkeiten sind breit gefächert, werden aktuell aber erst von wenigen Unternehmen genutzt.
Diversity und Inklusion fördern
Vor allem jüngere IT-Fachkräfte legen Wert auf ein inklusives Arbeitsumfeld. Um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und optimale Rahmenbedingungen für die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit zu schaffen, sollte die Personalarbeit Diversität und Inklusion in die Unternehmenskultur integrieren.
- Kulturelle Sensibilität zeigen: Berücksichtigen Sie religiöse und kulturelle Besonderheiten wie den Ramadan und ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitern, ihre Traditionen mit ihrer Arbeit zu vereinbaren.
- Flexible Arbeitsmodelle anbieten: Geben Sie Mitarbeitern die Möglichkeit, Arbeitszeiten und -orte an individuelle Bedürfnisse anzupassen.
- Bewusstsein schaffen: Organisieren Sie Schulungen und Workshops zu Diversity-Themen, damit Mitarbeiter untereinander sensibel mit den Themen umgehen und eine inklusive Arbeitsatmosphäre entsteht.
HR in der Verantwortung: Wandel aktiv gestalten
Der IT-Arbeitsmarkt durchläuft eine tiefgreifende Transformation, getrieben durch Technologie, wirtschaftliche Unsicherheit und neue Erwartungen von Mitarbeitenden. Für HR bedeutet das: Strategien überdenken, Prozesse anpassen und neue Impulse setzen.
Wer sich jetzt nur auf traditionelle Recruiting-Strategien und -Prozesse verlässt, verliert den Anschluss. Die Zukunft der IT-Arbeit ist hybrider, inklusiver und stark durch KI geprägt. HR muss zum Treiber dieser Entwicklungen werden, wenn sie Unternehmen weiterhin einen Vorsprung im Wettbewerb um die besten IT-Talente verschaffen möchte.