
Quiet Firing erkennen und verhindern: So bleibt Ihre Unternehmenskultur gesund

Quiet Firing bezeichnet eine Praxis im Arbeitsumfeld, bei der Vorgesetzte oder Arbeitgeber versuchen, Mitarbeitende durch indirekte Maßnahmen zum freiwilligen Verlassen des Unternehmens zu bewegen, anstatt ihnen offen zu kündigen. Ausbleibende Einladungen, unbeantwortete E-Mails oder ständige Kritik sind dabei selten Zufall. Oft steckt ein klares Muster hinter dem Verhalten. In diesem Beitrag erfahren Sie, was Quiet Firing ist, wie Sie es frühzeitig erkennen und welche Möglichkeiten Sie haben, um es zu verhindern.
Quiet Firing: Was wirklich dahintersteckt
Beim sogenannten Quiet Firing werden Mitarbeitende von Arbeitgebern oder Führungskräften auf subtile Weise dazu gedrängt, das Unternehmen von sich aus zu verlassen, anstatt ihnen offiziell zu kündigen. Die Methoden reichen von Ausgrenzung und Verweigerung von Beförderung über den Entzug relevanter Aufgaben und fehlende Kommunikation bis hin zu übermäßiger Kritik und sinnlosen Beschäftigungen. Das Ziel besteht darin, die Arbeitsbedingungen oder das Arbeitsklima so unangenehm zu gestalten, dass die Beschäftigten von sich aus kündigen.
Quiet Firing stellt somit das Gegenstück zu Quiet Quitting dar: Dabei leisten Mitarbeitende nur noch Dienst nach Vorschrift, streben aber keine Kündigung an. Während Quiet Quitting von den Arbeitnehmenden ausgeht, kommt die Initiative für Quiet Firing vom Arbeitgebenden. Der Prozess kann sich über Wochen, Monate oder sogar Jahre hinziehen.
Was Führungskräfte (unbewusst) zu Quiet Firing bewegt
Quiet Firing ist selten das Ergebnis einer bewussten Entscheidung. Oft entsteht es aus Überforderung, Konfliktscheue oder fehlender Führungskompetenz. Werden Gespräche über Leistung, Entwicklung oder Trennung vermieden, greifen manche Führungskräfte zu stillen Signalen. Dazu zählen Ausgrenzung, Nichtbeachtung oder das Entziehen von Verantwortung. Auch strukturelle Ursachen wie fehlende Unterstützung durch die Personalabteilung, eine mangelnde Feedbackkultur oder eine hohe Belastung können dazu führen, dass unangenehme Personalentscheidungen auf indirekte Weise ausgetragen werden. Besonders kritisch ist, dass Führungskräfte in vielen Fällen selbst nicht erkennen, dass sie damit eine Form des Quiet Firing betreiben – mit teils gravierenden Folgen für Vertrauen, Motivation und Teamkultur.
Quiet Firing erkennen: Typische Merkmale
Typische Merkmale von Quiet Firing durch Führungskräfte, selbst wenn es unbewusst geschieht, sind subtile, oft wiederkehrende Handlungen, die darauf abzielen, Mitarbeitende systematisch zu demotivieren oder auszugrenzen, ohne ihnen die Kündigung auszusprechen.
Entzug von Verantwortung
Mitarbeitende erhalten keine oder nur noch wenig sinnvolle Aufgaben. Sie werden von wichtigen Projekten ausgeschlossen oder bekommen Routinetätigkeiten zugeteilt, die nicht ihrem Potenzial oder Qualifikationsprofil entsprechen.
Reduzierung von Kommunikation
Führungskräfte vermeiden den persönlichen Kontakt, beantworten E-Mails nur verzögert oder gar nicht, geben kein oder ausschließlich negatives Feedback und geben keine Rückmeldung.
Soziale Ausgrenzung
Die betroffene Person wird nicht zu relevanten Besprechungen und Meetings eingeladen. Vorschläge und Ideen von ihr werden ignoriert oder nicht weiterverfolgt.
Blockade von Entwicklungsmöglichkeiten
Fortbildungen, Aufstiegschancen, neue Aufgabenbereiche oder Gehaltserhöhungen werden verwehrt, obwohl die Leistung stimmt.
Still ausgeübte Kritik
Die betroffene Person erhält unverhältnismäßig oft negative oder kritische Rückmeldungen, manchmal im Widerspruch zur positiven Resonanz anderer Mitarbeitender.
Die Gefahr des Quiet Firings
Die größte Gefahr beim Quiet Firing sind die erheblichen negativen Folgen für die psychische Gesundheit der Betroffenen. Mögliche Folgen sind Frust, Motivationsverlust, Stress, ein sinkendes Selbstwertgefühl und sogar Burn-out. Die Betroffenen fühlen sich oft schleichend ausgegrenzt oder entwertet, was zu Unsicherheit und innerem Rückzug führt. Darüber hinaus gibt es weitere Risiken:
Vertrauensverlust im Team
Die Wahrnehmung, dass Mitarbeitende schweigend ausgegrenzt werden, schwächt das Vertrauen in das Unternehmen und seine Führung. Die Teamatmosphäre leidet, weil sich niemand sicher kann, nicht selbst betroffen zu sein.
Produktivitätsverlust und erhöhte Fluktuation
Die allgemeine Unsicherheit führt dazu, dass Mitarbeitende weniger engagiert sind oder das Unternehmen ebenfalls verlassen.
Schädigung der Arbeitgebermarke
Unternehmen, die Quiet Firing tolerieren, verlieren an Glaubwürdigkeit und Attraktivität für Bewerber und die Rekrutierung neuer Fachkräfte wird dadurch erschwert.

Quiet Firing entgegenwirken – aber wie?
Um Quiet Firing wirksam entgegenzuwirken, sind sowohl Maßnahmen auf Unternehmens-, Führungs- als auch auf Mitarbeitereben notwendig. Im Folgenden finden Sie bewährte Strategien.
Für Unternehmen und Führungskräfte:
Offene Kommunikationskultur fördern
Schaffen Sie ein Klima, in dem Mitarbeitende ihre Anliegen und Konflikte offen ansprechen können. Regelmäßige Mitarbeitergespräche, klare Kommunikationswege sowie ein transparenter Umgang mit Problemen stärken das gegenseitige Vertrauen.
Führungskräfte gezielt schulen
Weiterbildungen in den Bereichen Konfliktmanagement, Gesprächsführung und Feedbackkultur helfen Führungskräften dabei, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen, anstatt Mitarbeitende unbemerkt auszubremsen oder auszugrenzen.
Transparente Leistungsbewertungen und klare Zieldefinition
Nur nachvollziehbare und faire Kriterien für Leistungsbeurteilung geben Mitarbeitenden Orientierung und schützen sie vor subjektiver Benachteiligung.
Regelmäßige Check-ins
Mithilfe strukturierter Umfragen und Mitarbeitergespräche können Anzeichen von Unzufriedenheit rechtzeitig erkannt und präventiv gegengesteuert werden.
Konfliktmeldungen etablieren
Mithilfe einer unabhängigen Vertrauensperson oder eines Meldesystems können Mitarbeitende Probleme anonym und ohne Angst vor Konsequenzen kommunizieren.
Für Mitarbeitende:
Offene Gespräche suchen
Es ist wichtig, frühzeitig und sachlich das Gespräch mit Vorgesetzten zu suchen, um Missverständnisse zu klären und den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen.
Grenzen setzen und Selbstbehauptung üben
Werden Arbeitsaufgaben oder das Verhalten unzumutbar, ist ein klares und respektvolles „Nein“ wichtig. Auch der Kontakt zur Personalabteilung, zum Betriebsrat oder zu externen Beratungsstellen ist empfehlenswert.
Unterstützung einholen
Der Austausch mit Kollegen, der HR-Abteilung oder dem Betriebsrat kann dabei helfen, gemeinsame Lösungen zu finden.
Mitarbeiterjahresgespräch: Ziele und Gehalt digital managen
Gestalten Sie Ihre Prozesse für das Mitarbeiterjahresgespräch inklusive anschließender Gehaltsanpassung einfach und transparent.
Fazit – Der Weg zu einer gesunden Führungskultur
Quiet Firing ist in den meisten Fällen kein bewusstes Fehlverhalten, sondern das Ergebnis von Überforderung, fehlender Konfliktkompetenz und strukturellen Schwächen in der Unternehmenskultur. Gerade weil es häufig unbemerkt geschieht, ist es umso gefährlicher für die betroffenen Mitarbeitenden ebenso wie für das gesamte Team, die Produktivität und das Arbeitgeberimage. Wer eine gesunde Arbeitsumgebung schaffen will, muss frühzeitig hinschauen, subtile Warnsignale ernst nehmen und Führungskräfte darin stärken, Konflikte offen und wertschätzend anzusprechen. Nur so lassen sich Vertrauen, Motivation und Loyalität langfristig sichern. Dies kann durch Prävention, eine Feedbackkultur oder klare Trennungsprozesse erreicht werden. Es liegt in der Verantwortung von HR und Führung, eine Kultur zu etablieren, in der Probleme angesprochen und nicht verdrängt werden, in der sich Menschen gehört, respektiert und fair behandelt fühlen.
Haben Sie Fragen rund um das Thema Quiet Firing? Dann vereinbaren Sie gerne ein unverbindliches Beratungsgespräch!
FAQ
1. Was ist Quiet Firing und wie unterscheidet es sich von Quiet Quitting?
Quiet Firing beschreibt die Praxis, Mitarbeitende durch subtile Maßnahmen wie Ausgrenzung, fehlende Kommunikation oder übermäßige Kritik zum freiwilligen Verlassen des Unternehmens zu bewegen – ohne eine offizielle Kündigung auszusprechen. Im Gegensatz dazu geht Quiet Quitting von den Mitarbeitenden aus, die nur noch das Nötigste tun, ohne zu kündigen.
2. Woran erkennt man Quiet Firing im Arbeitsalltag?
Typische Anzeichen für Quiet Firing sind: Entzug wichtiger Aufgaben, Auslassung bei Meetings, Ignorieren von Ideen, ausbleibende Kommunikation, systematische Kritik und fehlende Entwicklungsmöglichkeiten – oft begleitet von einem plötzlichen Rückzug der Führungskraft.
3. Welche Auswirkungen hat Quiet Firing auf Mitarbeitende und Unternehmen?
Quiet Firing kann zu Stress, Burn-out, Vertrauensverlust und Demotivation führen. Auch Unternehmen leiden: Die Produktivität sinkt, die Fluktuation steigt, und die Arbeitgebermarke wird geschwächt – was langfristig Rekrutierung und Mitarbeiterbindung erschwert.
4. Wie können Unternehmen und Führungskräfte Quiet Firing verhindern?
Wichtig sind offene Kommunikation, Schulung der Führungskräfte im Konfliktmanagement, faire Leistungsbewertung und transparente Feedbackkultur. Regelmäßige Mitarbeitergespräche sowie anonyme Meldesysteme helfen, kritische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen.