
Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Diesen Faktor unterschätzten viele HR-Teams

Familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen, ist heute essenziell, um Fachkräfte zu finden und zu binden. Wahrscheinlich setzen Sie bereits auf Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, Zuschüsse zur Kinderbetreuung oder Elternzeitmodelle, um Ihre Attraktivität für Eltern zu steigern. Eine wichtige Chance wird von HR-Teams allerdings oft übersehen: Unterstützung während der Schulzeit. Warum Unternehmen hier aktiv werden sollten und wie dies gelingen kann.
Die Schulzeit – eine der größten Herausforderungen für berufstätige Eltern
Wenn ihre Kinder in die Schule kommen, beginnt für berufstätige Eltern eine anstrengende Lebensphase: Arbeits- und Schulzeiten stimmen selten überein. Da viele Schulen keine Nachmittagsbetreuung anbieten, müssen Eltern hier zu Beginn eigene Lösungen finden. Bei Unterrichtsausfällen wird die Betreuungsfrage wieder akut, bis die Kinder alt genug sind, um allein zu Hause zu bleiben.
Hinzu kommen Herausforderungen rund um Hausaufgaben und Medienkonsum, die präsente Eltern erfordern. Laut einer Prognos-Studie (2022) fühlen sich 80 % der Eltern für den schulischen Erfolg ihrer Kinder verantwortlich, 70 % wissen aber nicht, wie sie sie sinnvoll unterstützen können.

Warum Sie als HR handeln müssen
Die vielfältigen Herausforderungen der Elternschaft sorgen für Stress und dieser wirkt sich direkt auf die Leistungsfähigkeit der Eltern im Beruf aus. Es ist also im Interesse jedes Unternehmens Mitarbeitende mit Kindern im schulpflichtigen Alter bestmöglich zu unterstützen.
Die meisten Vereinbarkeitsprogramme konzentrieren sich allerdings auf die Kita-Phase. Die Schulzeit bleibt oft ein blinder Fleck – und das ist für Unternehmen riskant. Denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiges Kriterium für Eltern bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes.
Aber ganz konkret, warum lohnen sich unterstützende Maßnahmen?
- Mitarbeiterbindung sichern: 42 % der Beschäftigten mit familiären Verpflichtungen denken laut Prognos über einen Jobwechsel nach, wenn sie keine ausreichende Unterstützung erhalten.
- Fluktuation senken: Unternehmen mit schwacher Familienfreundlichkeit verlieren im Schnitt 10 % mehr Mitarbeitende. Das ist ein direkter Kosten- und Know-how-Verlust.
- Fachkräftepotenzial heben: Viele Mütter arbeiten dauerhaft in sehr geringer Teilzeit, obwohl ihre Kinder längst älter geworden sind. Rund ein Drittel bleibt unter 20 Wochenstunden. Wenn diese Stunden aufgestockt würden, entstünden 840.000 zusätzliche Vollzeitstellen in Deutschland. Dieses Potenzial bleibt ungenutzt, solange Vereinbarkeitsprobleme bestehen.
Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf beginnt mit Flexibilität
Flexibilität ist längst kein „Nice-to-have“ mehr in Unternehmen. Für 80 % der Beschäftigten mit Familie zählt sie zu den fünf wichtigsten Arbeitgebermerkmalen. Dabei geht es um weit mehr als Gleitzeit:
- 42 % der Befragten wünschen sich Modelle für spontane Auszeiten, um auf unvorhersehbare familiäre Situationen reagieren zu können.
- 21 % legen Wert auf planbare Arbeitszeiten, um Familien- und Berufsalltag verlässlich koordinieren zu können.
Standardmodelle reichen dafür nicht aus. Sie müssen als HR individuelle, lebensphasenorientierte Lösungen entwickeln, die berücksichtigen, dass die Anforderungen an Eltern mit jedem Lebensalter der Kinder variieren. Die Schulzeit muss ein fester Bestandteil Ihrer Personalstrategie werden, als selbstverständlicher Baustein.
So können Sie als HR-Team gezielt unterstützen
Schon überschaubare Maßnahmen können eine große Wirkung erzielen. Entscheidend ist, dass Sie Angebote schaffen, die auf den Alltag von Beschäftigten mit Kindern abgestimmt sind und keinen großen bürokratischen Aufwand erfordern. So tragen Sie nicht nur zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei, sondern fördern gleichzeitig eine gesunde Work-Life-Balance.
1. Eltern stärken
- Bieten Sie praxisorientierte Workshops zu Lernmotivation, Medienkompetenz oder Prüfungsangst an, damit Eltern ihre Kinder effektiver unterstützen können.
- Nutzen Sie digitale Formate, damit Eltern flexibel teilnehmen können. Auch aus dem Homeoffice.
2. Flexible Arbeitszeitfenster schaffen
- Legen Sie variable Zeitblöcke fest, in denen Mitarbeitende Elternsprechtage oder schulische Themen einplanen können.
- Ermöglichen Sie temporär verdichtete Arbeitswochen für Eltern, wenn sich ihre Kinder in Prüfungsphasen befinden.
3. Notfallpläne für Unterrichtsausfälle etablieren
- Setzen Sie auf interne Springerpools, sodass Kollegen bei kurzfristigen Ausfällen von berufstätigen Elternteilen übernehmen können.
- Erlauben Sie unkompliziert das Arbeiten aus dem Homeoffice, wenn unerwartet Betreuungslücken entstehen.
4. Bildungsunterstützung anbieten
- Bezuschussen Sie digitale Lernplattformen und kooperieren Sie mit Bildungsanbietern wie cleverly, um Nachhilfe, Lerncoaching oder pädagogische Begleitung zu ermöglichen.
Mit diesen Schritten senden Sie ein klares Signal: „Wir sehen Sie nicht nur als Mitarbeitende, sondern auch als Eltern.“ Dieses Verständnis fördert die Motivation und Loyalität Ihrer Fachkräfte und zahlt auch auf die Attraktivität Ihrer Arbeitgebermarke ein.
Wer Eltern während der Schulzeit ihrer Kinder unterstützt, gewinnt klare Wettbewerbsvorteile
Die Schulzeit ihrer Kinder ist für berufstätige Eltern eine Lebensphase, die Unternehmen in ihrer Personalstrategie bisher zu selten berücksichtigen. Dabei birgt sie Herausforderungen, die sich direkt auf Leistung und Bindung der Fachkräfte auswirken.
Wenn Sie diese Phase gezielt in Ihre HR-Strategie aufnehmen, profitieren Sie gleich mehrfach: Sie gewinnen zufriedene und motivierte Mitarbeitende, die Ihrem Unternehmen langfristig treu bleiben. Gleichzeitig stärken Sie Ihr Arbeitgeberimage und positionieren sich klar im Wettbewerb um die besten Talente.
Digitales Bonus Management
Verwalten Sie Ihr Bonus Management mit minimalem Arbeitsaufwand. Sie erhöhen so die Mitarbeiterbindung und erreichen schneller Ihre Unternehmensziele!
FAQ
Warum ist die Schulzeit ein kritischer Faktor für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Die Schulzeit ihrer Kinder stellt viele berufstätige Eltern vor neue Herausforderungen: unregelmäßige Unterrichtszeiten, fehlende Nachmittagsbetreuung, Hausaufgabenbetreuung und Prüfungsstress belasten den Familienalltag. Diese Belastung wirkt sich auf die Leistungsfähigkeit und Motivation im Beruf aus. Dies ist ein Aspekt, der in klassischen HR-Strategien häufig übersehen wird.
Wie können Unternehmen Eltern während der Schulzeit ihrer Kinder konkret unterstützen?
Unternehmen können gezielt entlasten, indem sie flexible Arbeitszeiten ermöglichen, praxisnahe Eltern-Workshops anbieten, Notfallpläne für Unterrichtsausfälle einführen oder Nachhilfe-Angebote bezuschussen. Wichtig ist, dass diese Maßnahmen alltagsnah und unbürokratisch sind.
Welchen Vorteil hat es für Arbeitgeber, die Schulzeit aktiv in ihre Personalstrategie einzubeziehen?
Unternehmen, die diese Lebensphase berücksichtigen, steigern die Mitarbeiterbindung, senken die Fluktuation und erschließen ungenutzte Arbeitszeitpotenziale – vor allem bei Teilzeitkräften. Gleichzeitig stärken sie ihr Image als familienfreundlicher Arbeitgeber und verbessern damit ihre Position im Wettbewerb um Fachkräfte.